Nachdem wir letztes Jahr mit ordentlicher Mannschaftsstärke von sieben Damen in Sonthofen den Sieg in der Kategorie „Woman“ erringen konnten, war unsere Teilnehmerzahl dieses Jahr etwas dezimiert: Vier Fahrerinnen – Zoe, Dani, Julia und ich (auch Julia) – stellten sich der Herausforderung „Titelverteidigung“. Da ich sonst nur Marathons fahre, bei denen man meistens als Einzelkämpfer unterwegs ist, ist das RadRace 120 für mich durchaus besonders, denn es stellt die Teamleistung in den Vordergrund: Am Samstag wird ein gemeinsames kurzes Bergzeitfahren absolviert, am Sonntag dann ein Straßenrennen mit ordentlich Höhenmetern. Während am Samstag die Zeiten der drei ersten Damen addiert werden, um die Startaufstellung für das Straßenrennen am folgenden Tag festzulegen, zählt am Sonntag die Zeit der dritten Teamfahrerin im Ziel.
Am Samstag wurde also mit einem Bergzeitfahren gestartet. Verlief dieses letztes Jahr noch über einen sehr steilen Anstieg mit durchschnittlich 9 Prozent auf knapp 4 Kilometer, durfte dieses Jahr der bekannte Oberjochpass befahren werden, der mit 5 Prozent auf 6,5 Kilometern eine deutlich angenehmere Steigung aufweist. So kann man relativ gleichmäßig pedalieren, was mir auf jeden Fall deutlich lieber ist. Da die Zeiten der ersten drei Fahrerinnen für die Wertung addiert werden und unser Ziel war, uns für Startblock A zu qualifizieren, einigten wir uns darauf, dass jeder in höchstmöglichem Tempo fährt und wir nicht aufeinander warten, sollte jemand aus unserem „Zug“ fallen. Meine Pacingstrategie sah vor, eine gleichmäßig hohe Leistung zu treten und dabei Spitzen zu vermeiden. Ich rechnete mit einer Fahrzeit knapp unter 20 Minuten. Mein Vorhaben ging auf und so konnte ich gemeinsam mit Zoe in kurzen Wechseln in der Führung trotz Temperaturen von 30° recht zügig nach oben fahren. Zuletzt hatte Zoe sogar noch das berühmte letzte Korn für einen Zielsprint im Tank – mir war das nicht mehr vergönnt. Die Uhr stoppte bei 18:52 bzw. 18:57 Minuten. Kurz darauf erreichte Dani mit 19:39 Minuten den Zielstrich und im Anschluss konnte auch Julia den Zielstrich überqueren. Damit sicherten wir uns nicht nur den 4. Rang in der Tageswertung, sondern auch den begehrten Platz im vordersten Startblock für das Straßenrennen am nächsten Tag.
Weshalb uns ein Startplatz ganz vorne so wichtig war, wurde mir bereits kurz nach dem Start wieder deutlich vor Augen geführt: Bei einem so großen Teilnehmerfeld geht irgendwann auch der breitesten Straße der Platz aus. In einem nervösen Starterfeld kam es wieder zu einigen Stürzen, die mir noch vom letzten Jahr selbst schmerzhaft in Erinnerung waren. Tatsächlich aber schafften wir es dieses Jahr unbeschadet durch die hektischste Phase des Rennens und Dani, Zoe und ich konnten uns in einer Dreiergruppe zusammenfinden, Julia verblieb etwas weiter hinten im Rennen – sollte aber noch unser Joker werden…. Da „nur“ die Zeit der dritten Dame im Ziel zählt, lautete unsere Strategie, zusammenzubleiben und uns gegenseitig zu unterstützen. Das funktionierte sehr gut und wir befanden uns weit vorne positioniert im Rennen, bis bei Dani kurz vor dem Riedbergpass Umwerferprobleme auftraten und ein Schalten auf das große Kettenblatt nicht mehr möglich war. Ein kurzer Blick auf das Corpus Delicti bestätigte eine üble Vorahnung: Der Umwerfer hatte sich aus dem Rahmen gelöst und mir war klar, dass wir das nicht ohne Weiteres in der Rennhektik lösen konnten. Die letzte Hoffnung war, den Riedbergpass hochzupedalieren, bei dem man eh gut und gerne auf das große Kettenblatt verzichten kann, und oben nach einem Mechaniker Ausschau zu halten, der uns helfen kann. Tatsächlich fanden wir an der Passhöhe angekommen auch bereitwillige Helfer, nur leider konnte das eigentliche Problem nicht behoben werden. Um Schlimmeres zu verhindern, befestigten wir den Umwerfer zumindest notdürftig mit einem Kabelbinder am Rahmen, sodass nichts blockieren konnte. Und ab da wurde das Rennen dann sehr lang. Ohne großes Kettenblatt können sich so eine Abfahrt und die sich anschließenden vielen abschüssigen Kilometer ziehen. Und weil das alles nicht reichte, beschloss der Wettergott dann auch noch, kurz einmal die Schleusen zu öffnen. Durchnässt und durchgefroren blieb uns nichts anderes übrig, als bergab zu rollen, denn selbst wenn Dani mit gefühlter 150er-Trittfrequenz das fehlende Kettenblatt zu kompensieren versuchte, brachte uns das nicht wirklich voran. All die Teams, die wir zuvor hinter uns gelassen hatten, schossen nun nach und nach an uns vorbei und die Frustration stieg vor allem bei Dani verständlicherweise. Von hinten fuhr schließlich Julia wieder auf uns auf und wir beschlossen, zu zweit noch einmal Gas zu geben. Was wir zu dem Zeitpunkt jedoch nicht wussten: Das Rennen war nach einem Notarzteinsatz bereits neutralisiert, wir quälten uns also „umsonst“ und hätten stattdessen nun wirklich gemütlich ins Ziel fahren können. Dort begrüßte uns Zoe, die vom Defekt Danis nichts mitbekommen hatte und vorausgefahren war. So mussten wir uns mit dem 8. Platz zufriedengeben, was aber in Anbetracht der Erschwernisse eine doch noch respektable Leistung war. Und Spaß hat es eh gemacht – nur manchmal etwas mehr und manchmal etwas weniger 😉 . Nächstes Jahr wartet der nächste Anlauf auf uns – dann auch mit funktionierendem Equipment.