9. Bienwalder Zeitfahrcup

29/7/2020
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Scheibenhardt
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DE
Einzelzeitfahren
Distanz (km):
22
Höhenmeter:
24
Dauer:
28 Minuten
Autor/in:
Thomas Dobner

Zusammen mit Dominik Schnorr machte ich mich am Mittwoch Nachmittag auf den Weg Richtung Karlsruhe, genauer gesagt direkt an die deutsch-französische Grenze nach Scheibenhardt. Dort erwartete uns ein perfekt organisiertes Einzelzeitfahren unter Einhaltung der aktuellen Covid-19 Auflagen. Ebenso stellte der ausrichtende Verein Karlsruher Lemminge ein professionelles Zeitmesssystem mit Transpondern. Diese rare Gelegenheiten ließen wir beiden Zeitfahrspezialisten uns natürlich nicht entgehen, um unsere Form und unser Material mal wieder gründlich zu testen.

Nach der Streckenbesichtigung des flachen 22 Kilometer Kurses und einem kurzen Warmfahrprogramm ging zuerst Dominik um 18:07 auf die Strecke. Zwar verbesserte er seine Vorjahresleistung mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 45,7 km/h deutlich, war aber aufgrund seiner schlechten Tagesform nicht ganz zufrieden. Dennoch reichte es am Ende mit einer Fahrzeit von 28:59 für den dritten Platz, der seine starke Form in dieser Saison unterstreicht.

Ich ging um 18:08 auf die Strecke wobei die 30 Sekunden Startintervalle dafür sorgten, dass noch ein Fahrer zwischen uns beiden war. Bei idealen Bedingungen kam ich gleich zu Beginn der schattigen Strecke gut in meinen Rhythmus rein, wobei ich auf dem ersten Kilometer fast etwas zu viel Kraft investierte. Dabei merkte ich bereits auf den ersten Metern, dass mein neues Material Setup richtig schnell war und ich bereits die ersten Konkurrenten einholte. Aufgrund des super Straßenbelages und der windgeschützten Strecke, die hauptsächlich durch den landschaftlich wirklich schönen Bienwald führte, ging ich in einen richtigen Flow über. Ich fühlte wie ich meine Kraft ideal auf meine Zeitfahrmaschine übertragen konnte, wobei meine Oberkörper völlig ruhig in seiner aerodynamischen Position blieb und sich lediglich meine Beine wie ein Uhrwerk drehten. Während die Laktatkonzentration in meiner Muskulatur von Kilometer zu Kilometer stieg, konnte ich mich mental richtig pushen, da ich mir gleichzeitig meiner hohen Geschwindigkeit bewusst war. Als ich nach der Hälfte der Strecke die Wende erreichte, konnte ich anhand meiner Zwischenzeit deutlich sehen, dass ich hier und heute um den Sieg mitfuhr.

Dadurch ging ich super motiviert auf den Rückweg Richtung Ziel und wusste, dass ich nun aufs Ganze gehen musste. Die zweite Hälfte des Zeitfahrens ging tendenziell leicht bergab und so versuchte ich über die einzelnen Wellen soviel Geschwindigkeit wie möglich mitzunehmen. Nun wurde es von Kilometer zu Kilometer immer härter und meine Drehzahl war endgültig im roten Bereich. Mir gelang es zum Glück meine Wattleistung konstant zu halten und nicht zum Ziel hin einzubrechen. Ich nahm meinen Kopf nochmal ein Stück runter und ging fast im Blindflug auf den letzten Kilometer. Jetzt kam es auf jede Zehntel km/h an und mit meinen letzten Energiereserven schraubte ich den Tacho Stück für Stück nach oben. Quälend langsam steigerte ich mich von 49 auf 50, dann auf 51,5 km/h. Als ich durch die letzte Kurve flog mobilisierte ich noch einmal 500 Watt und versuchte bis zum Zielstrich durchzuziehen.

Völlig ausgepowert überquerte ich somit nach einer Fahrzeit von 28:22 mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 46,7 km/h und einer Durchschnittsleistung von über 320 Watt den Zielstrich. Leider verbesserte Ben Witt vom Team Corratec & Friends den bestehenden Streckenrekord und nahm mir dabei neun Sekunden ab. Dieses knappe Ergebnis ärgert dann Einen im ersten Moment natürlich, da man sofort Fehler findet, die Einem den sehr geringen Rückstand eingebracht haben. Insgesamt war ich aber super zufrieden mit meiner gezeigten Leistung und dem 2. Platz, da muss man die starke Leistung der Konkurrenz ganz klar anerkennen. Dominik machte als Dritter das starke Teamergebnis dann komplett, wobei die Veranstaltung von der Strecke, über das Niveau bis zur professionellen Organisation einfach ein großes Lob verdient hat.

Das war ein super Wettkampftag bei idealen Bedingungen, der mir sehr viel Spaß gemacht hat und mir die Faszination Zeitfahren wieder vor Augen geführt hat. Der Kampf allein mit deinem Material gegen die Uhr unter Höchstgeschwindigkeit ist für mich einfach eine der schönsten Disziplinen im Radsport.

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